Stadtgründung und Vorgeschichte der Petrikirche

Rastoku

Das Gebiet um Rostock wurde um 600 n. Chr. von westslawischen Stämmen der Wenden besiedelt, die von Osten her an die Warnow gezogen waren. Auch im heutigen Stadtgebiet von Rostock entstanden kleine slawische Siedlungen. Wenden vom Stamm der Kyziener hatten ihre Hauptsiedlung mit Burg und Kultstätte an der Warnow auf dem Schlossberg in Kessin (Ortsname der slawischen Siedlungsgründung). Diese Siedlung und Burg wurde 1152 von Sachsen zerstört und gebrandschatzt. Danach errichteten die Kyziner östlich der heutigen Petrikirche am rechten (östlichen) Warnowufer, wo sich bereits eine kleinere slawische Siedlung befand, eine neue Burg, die erstmals 1160 erwähnt wurde und den Namen Rastoku trug. Sie stand auf einem Sandhügel und war von Wasser und Sumpf umgeben. Diese Lage bot Schutz und war verkehrsgünstig, denn hier befand sich der letzte Übergang, bevor sich die Warnow in Richtung Mündung deutlich verbreitert. Rostoku bedeutete nämlich sinngemäß „Verbreiterung eines Wasserlaufes“. Der Name unserer Stadt ist also slawischen Ursprungs.
Noch bevor Burg und Siedlung vollständig ausgebaut worden waren, drangen holsteinische und sächsische Adlige unter der Führung Heinrich des Löwen mit Heerzügen von Westen in das Gebiet. Der Dänenkönig Waldemar schickte sein Heer mit großer Flotte in die Warnowmündung, um dieser Eroberung zuvor zu kommen. Historische Quellen berichten, wie Waldemar Rastocku niederbrennen ließ. Heinrich der Löwe bewegte jedoch die Dänen zum Abzug, denn er ließ verbreiten, die Rugier seien aufgebrochen, um die dänische Flotte zu überfallen.

1896 Kreuzwegrelief in St. Petri, vermutlich Anfang 16. Jh entstanden, befand sich ursprünglich an einem Haus vor dem Kirchturm. Stationen mit weiteren Reliefbildern fürten zur ehemaligen Stätte der Clemenskirche

1896 Kreuzwegrelief in St. Petri, vermutlich Anfang 16. Jh entstanden, befand sich ursprünglich an einem Haus vor dem Kirchturm. Stationen mit weiteren Reliefbildern führten zur ehemaligen Stätte der Clemenskirche

Um 1170 wurde Rostoku wieder aufgebaut und entwickelte sich nun als bedeutender Hafen- und Handelsplatz, an dem auch die Mönche des Klosters Doberan zollfrei handeln durften. Bald entstand auch eine kleine Kirche, die dem heiligen Clemens geweiht wurde und wohl am dortigen Marktplatz (heute Industriegebiet Altkarlshof) stand. Später führte ein Kreuzweg über 12 Stationen von der Petrikirche zur Stätte dieser ersten Kirche. Die wieder errichtete Burg stand auf einer Insel nahe der heutigen Petribrücke. Weitere slawische Siedlungen gab es im Gebiet der Brüche (Gerberbruch) und im Südteil der späteren Altstadt. Die Siedlungsbereiche waren durch Brücken und Dämme verbunden.

Die Besiedlung der Anhöhe, auf der die Petrikirche steht

Eine Urkunde des Wendenfürsten Niklots II von 1189 läßt bereits auf einen Markt (heute Alter Markt), am linken (westlichen) Warnowufer schließen.
Um 1200 strömten viele deutsche Siedler (Bauern, Handwerker und Kaufleute) aus Holstein, Niedersachsen und Westfalen in dieses Gebiet und siedelten sich um den Markt auf der Anhöhe an. So entstanden hier zunächst Holzhäuser und eine Holzkirche. Da die Kaufleute über den Hafen Handel mit anderen Ostseeanrainern trieben, wurde die Kirche dem Schutzpatron der Seefahrer, St. Petrus geweiht.

Die Stadt Rostock entsteht

Gedenktafel zur Verleihung des Stadtrechtes im Jahre 1218

Gedenktafel zur Verleihung des Stadtrechtes im Jahre 1218

Die Ansiedlung erweiterte sich schnell südlich und westlich des Marktes. Die slawischen Fürsten traten zum Christentum über und die hier sesshaften slawischen Stämme verschmolzen mit den neuen Siedlern zur Stadtbevölkerung.
Durch Fürst Heinrich Borwin I. erfolgte am Johannistag, dem 24. Juni 1218, durch die urkundliche Verleihung des Lübschen (Lübecker) Rechtes sowie der Zollfreiheit die offizielle Gründung der Stadt Rostock. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits zehn Ratsmannen, die dieser Beurkundung beiwohnten, was auf eine umfassende und funktionierende Stadt- und Gemeindeorganisation schließen lässt. Die Stadt wuchs schnell und gliederte sich bald in Altstadt, Mittelstadt und Neustadt. Bereits 1252 werden die drei Pfarrer von St. Petri, St. Marien und St. Jacobi nebeneinander urkundlich genannt. Zu diesem Zeitpunkt muss es sich noch um die Holzkirche St. Petri gehandelt haben und auch St. Marien und Jacobi existierten noch nicht vollendet als große gotische Backsteinkirchen. Eine theoretische Darstellung (Plan) der Stadtentwicklung von Rostock im 13. Jh. von L. Krause (1924) ist auf Wikimedia.org verfügbar.

Quellen:

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