Jahresversammlung unseres Fördervereins im Februar 2018 (Bericht)

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Auferstehung aus Ruinen braucht Zeit

Bericht von der Jahresversammlung des Fördervereins Petrikirche am 20. Februar 2018 im Gustav-Adolf-Saal

Jeder interessierte Rostocker spürt: „Es gibt Bewegung – endlich!“ Schon vor der Versammlung meldete die Lokalpresse in großer Aufmachung: „St. Petri soll wieder erklingen. Nach 75 Jahren kehren die Glocken zurück / Verein braucht 300.000 Euro“. Von dieser Aufbruchsstimmung war natürlich auch die diesjährige Jahresversammlung des Fördervereins geprägt. Wegen einer Pressekonferenz verzögerte sich der Beginn. Eine Ausstellung im Gustav-Adolf-Saal, der auch als Winterkirche genutzt wird, zeigte die Geschichte von Kriegszerstörung und Wiederaufbau der Petrikirche. Zu Rundgang, Besichtigung und kurzen Gesprächen wurde Zeit gelassen.
Dann eröffnete der Vereinsvorsitzende Reinhard Wegener die Versammlung und begrüßte anwesende Gäste und Mitglieder. Die frohe Nachricht von der Baugenehmigung stand im Bericht über die Vereinsaktivitäten an erster Stelle. Doch hat der Förderverein im zurückliegenden Jahr viel unternommen. Genannt wurden u. a. Wendeltreppenführungen, Beteiligung am Töpfermarkt und am Tag des offenen Denkmals, Infostände im Advent und das Erleben des Jahreswechsels auf dem Turm. Betrieben und Vereinen wurde für gute Zusammenarbeit und Unterstützung gedankt, namentlich auch herausragende Spender genannt. Gerade jetzt, am Baubeginn, wird ehrenamtliche Arbeit mehr verteilt werden müssen. Helfer wie Spender werden gesucht und sind sehr willkommen!
In der Pause zwischen den Berichten des Vorsitzenden und des Schatzmeisters schilderte Herr Braatz die Geschichte der Stundenglocke, auch Peter-Matze-Glocke genannt, die sowohl den Bombenangriff mit Sturz wie auch die Jahre auf der Straße und in Marien überstanden hat – und nun zurück kommt. Das Geläut, das bis dahin ununterbrochen im Hintergrund bimmelte, war aber nicht diese originale Stundenglocke.
Der Schatzmeister des Vereins, Herr Dr. Beel, hatte seinen Bericht wegen Verhinderung dem Vorsitzenden zugeschickt. Die Finanzübersicht über die drei Vereinskonten ergab zusammen mit dem Glockenfond der Kirchengemeinde ein Potential von ca. 100.000 Euro, mit denen das Glockenprojekt begonnen werden kann. Darüber hinaus hat der Verein im vergangenen Jahr ca. 10.000 Euro als Spenden erhalten und 1.400 Euro für Öffentlichkeitsarbeit wie Flyer, Webseite, Hinweistafel, Hefte und Kopien ausgegeben. Dem Vorstand wurde einstimmig Entlastung erteilt.
Das Glockenstuhlprojekt stellte die Architektin der Firma Angelis & Partner, Frau Kaphingst mit einem Handout vor. Als Eckdaten werden darin genannt: Zu den 6,7 t Gewicht der drei Glocken kommen ca. 20 t für 25 m
3 Holz und noch 2 t für Stahlbauteile. Die Baumaßnahmen für den Glockeneinbau werden auf etwa 400.000 Euro geschätzt. Die dazu nötigen Brandschutzmaßnahmen erfordern 505.000 Euro. Damit nähert sich das gesamte Bauvolumen für die Jahre 2018 bis 2020 einer Million Euro. Wie das Architektenbüro und der kirchliche Baubeauftragte Herr Hub erklärten, werden alle Baumaßnahmen mit den zuständigen Stellen von Denkmalpflege und Feuerwehr im Vorfeld abgestimmt. Der erste Bauantrag wurde im April 2011 gestellt und die Genehmigung im November 2017 erteilt.

Nach einer Fragerunde und kleinen Pause hielt Pastor i. R. Henry Lohse einen Vortrag: „Auferstanden aus Ruinen – Stationen des Wiederaufbaus der kriegszerstörten Kirche“. Zunächst wurden drei Kennzeichen des Wiederaufbaus genannt: Stadt wie Kirche waren nach der Kriegszerstörung am Wiederaufbau von Petri Rostock gleichermaßen interessiert. In den 50er Jahren konnte mit Hilfe des sog. „Nuschke-Fonds“ mit den Arbeiten begonnen werden. 1963 plante man, bis zur 750-Jahrfeier Rostocks Petrikirche und (!) -turm fertig stellen zu wollen. Rostock hatte für die DDR wegen der Ostseewochen eine ähnliche „Schaufensterfunktion“ wie Leipzig mit der Messe.
Zwei Personen haben sich um den Wiederaufbau besonders verdient gemacht: der damalige Pastor Ulrich Nath sen. und Kirchenbaurat Wilfried Wendland. Darüber hinaus haben die Petrigemeinde, die Aktion Sühnezeichen, Diakonie und ökumenische Verbindungen sehr geholfen.
Schritte des Wiederaufbaus waren zunächst die Herstellung des Nordschiffs als Gottesdienstraum Mitte der 50er Jahre, Umbau des Südschiffs mit Gustav-Adolf-Saal 1958 und danach Wiederherstellung des Mittelschiffs. 1961 sollte der Turm in Angriff genommen werden. Doch 1963 trat Ernüchterung ein, nach 1967 kamen die Pläne ins Stocken. 1987 fiel der Petriturm ganz aus der „Leitplanung der östlichen Altstadt“ heraus.
Während der vergangenen Jahrzehnte seit 1943/53 wurde immer wieder viel gebaut, gedeckt, installiert, geplant und gearbeitet. Das Aufsetzen des Turmhelms 1994 konnte sich auf Planungen von 1958, 1962 und Vorarbeiten 1981 stützen. Für das bevorstehende Glockenprojekt gibt es ebenfalls schon eine Reihe von Vorleistungen: Erneuerungen bzw. Einbauten von Beleuchtung, Aufzug, Portal, Fenstern. Das Fazit: „Auferstehung aus Ruinen“ braucht Zeit. Alle freuen sich, dass es nun (endlich) weiter gehen kann und wird. Ein Dank an alle, die sich dafür eingesetzt haben und weiter engagieren.

Hans Druckrey (Verfasser)

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